Stress & das vegetative Nervensystem

Wenn der Urzeit-Mensch einer lebensbedrohlichen Gefahr ausgesetzt war – sei es ein Mammut, ein Säbelzahntiger oder eine feindliche Horde aus dem Nachbartal – musste der Körper sofort reagieren. Diese Veränderungen liefen nicht bewusst, sondern autonom über das vegetative Nervensystem ab. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Nur die Art der „Gefahren“ ist eine andere geworden.

Das vegetative Nervensystem arbeitet unabhängig von unserem Willen und reagiert über den Sympathikus und den Parasympathikus. Der Sympathikus wird oft als Tagnerv bezeichnet. Er sorgt morgens dafür, dass wir wach und aktiv werden. In belastenden oder bedrohlichen Situationen schaltet er den Körper in Alarmbereitschaft:

  • Muskeln spannen sich an (besonders Schulter- und Nackenbereich)

  • Herzschlag und Puls beschleunigen sich, der Blutdruck steigt

  • die Atmung wird schneller und flacher

  • Pupillen weiten sich, Sinne schärfen sich

  • Verdauung und Blasenentleerung werden gestoppt

  • Reflexe verstärken sich, Schwitzen nimmt zu

  • Schmerzen werden kurzfristig unterdrückt

  • das Immunsystem wird für kurze Zeit aktiviert

Alles richtet sich auf Überleben aus – andere Körperfunktionen werden ausgeblendet.

Heißer Stress vs. kalter Stress

Der Urzeit-Mensch konnte Stresshormone wie Adrenalin und das Langzeit-Stresshormon Kortisol durch Bewegung – Kampf oder Flucht – wieder abbauen. Danach kehrte der Körper zurück in die Balance. Diese schnelle, vollständige Reaktion nennt man heißen Stress.

Heute erleben wir stattdessen meist kalten Stress: Stresshormone werden ausgeschüttet, können aber nicht direkt abgebaut werden.
Beispiele:

  • Du stehst im Stau, bist spät dran, aber kannst nichts tun außer warten.

  • Dein Chef beleidigt dich vor allen KollegInnen – innerlich „Alarmstufe Rot“, aber du kannst nicht reagieren.

Das Kortisol bleibt im Körper und staut sich an. Und weil unser Alltag voller solcher Situationen ist, packen wir Tag für Tag mehr Stresshormone in unseren Organismus. Dauerstress entsteht.

Parasympathikus: der Gegenspieler zum Stress

Der Parasympathikus wirkt als Gegengewicht. Er ist unser Nacht- und Ruhenerv und sorgt dafür, dass die Alarmbereitschaft wieder heruntergefahren wird: Muskeln entspannen, die Atmung wird ruhiger und tiefer, Puls und Blutdruck sinken. Auch die Verdauung, der Schlaf und wichtige Zell-Erneuerungen gehören zu seinem Aufgabenbereich. Deshalb ist erholsamer Schlaf so wichtig, um Stress zu regulieren.

Doch im Alltag dominiert der Sympathikus. Das Verhältnis liegt ungefähr bei 16 Stunden Aktivität zu 8 Stunden Schlaf – und viele reduzieren ihren Schlafanteil noch weiter. Damit der Parasympathikus aktiv werden kann, muss der Sympathikus bewusst heruntergefahren werden.

Hilfreich sind monotone, beruhigende Rituale oder Aktivitäten, die die Atmung vertiefen und den Geist beruhigen:

  • Yoga

  • Meditation

  • Autogenes Training

  • Moderates Joggen (Routinewege, bei denen der Kopf frei wird)

So bekommt der Parasympathikus die Chance, dich wieder in Balance zu bringen.Falls dich das Thema berührt, Fragen auftauchen oder du deinen Stresslevel endlich reduzieren möchtest, unterstütze ich dich gerne dabei: Klick hier

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[…] den (hoffentlich erholsamen) Schlaf ist unser Nacht- bzw. Ruhenerv, der Parasympathikus aus dem vegetativen Nervensystem, zuständig. Er sorgt als Gegengewicht zum Sympathikus (Tag-Nerv) dafür, dass die durch Stress […]

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[…] Entspannung zu finden. Nur leider funktioniert das meist nicht wie gewünscht. Wir haben den Parasympathikus so lange missachtet, dass er sich komplett zurückgezogen hat. Es braucht viel Zeit, um ihn wieder […]

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[…] komme. Durch dieses routineartige und gebetsmühlenartige Wiederholen aktivieren wir unseren Para-Sympathikus. Der hilft dabei, die innere Alarmbereitschaft runterzufahren und die Unruhe in Entspannung zu […]

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